On 20.04.21 08:58, Christian Corti wrote:
....
Post by Christian CortiDas Prinzip von Lochkarten ist ja, daß es (von Binärdecks mal abgesehen,
aber die waren nicht üblich) völlig unabhängig vom Computer ist. Die
Daten wurden beispielsweise von einem FORTRAN-Programm ausgewertet. Mit
Glück ist das Programm auch auf einem Stapel Lochkarten dabei. Wenn
nicht, auch nicht schlimm.
Man darf hier nicht zu modern denken, ich brauche keine Software auf dem
Originalcomputer, um damit was anzufangen. Es reicht zu wissen, was die
einzelnen Felder bedeuten, das Format ist wie gesagt "Lochkarte".
Die Arbeit mit Lochkarten ist übrigens der heutigen Arbeit mit
Tabellenkalkulation sehr ähnlich:
Wenn man mal von Binärdecks mal absieht, dann enthält jeder Karte eine
Reihe von Datenfeldern, die z. B. numerisch oder Textformat haben
können. Das wiederholt sich von Karte zu Karte. Das entspricht recht
genau den Spalten und Zeilen eines Spreadsheet-Programms.
Auf diese Felder werden dann bestimmte festgelegte Operationen
angewandt: z. B. werden alle Spalten einer Karte, die einem Preis
entsprechen aufaddiert. Alle Spalten, die einer Stückzahl und einem
Einzelpreis entsprechen werden multipliziert, und zu einer Bestell-
nummer wird aus einer Tabelle eine Produktbezeichnung, oder aus einer
Kundennummer Name und Anschrift herausgesucht.
Das war sogar bei den FORTRAN-Programmen auch so:
Spalte 1: Kommentarkennzeichnung
Spalten 2- 6: Label
Spalte 7: Continuationkennung
Spalte 8-72: Statement
Spalte 73-78: Kartenkennzeichnung, Kann auch nur rein numerisch sein
Diese Arbeitsweise hat sich von den Tabelliermaschinen, über die
elektronischen Rechenlocher, bis zu den Computern, die mit RPG dieses
Verfahren sehr genau nachgebildet haben bis zu den Spreadsheet-
Programmen durchgezogen.
Ob das ganze nun EBCDIC (die IBM arbeitet bei ihren Großrechnern immer
noch damit) oder ASCII ist, ist wirklich pillepalle. An den System-
grenzen gibts dann eine Codetabelle, die den Code wandelt.
Die Problematik liegt aber bei diesen Daten an einer anderen Stelle:
Da Lochkarten teuer sind und nur eine begrenzte Kapazität haben,
nämlich 80 Zeichen pro Karte, hat man reduntante Teile der Daten nicht
mit abgelocht. D.h. Dezimalpunkte wurden nicht notwendigerweise mit
abgelocht. Ebenfalls wurden zwischen den einzelnen Zahlen nicht unbe-
dingt trennende Zwischenräume abgelocht. Wenn auf einer Lochkarte
also z. B. 123456 abgelocht ist, dann kann das eine Zahl im Format
I6 sein, oder oder zewi Zahlen im Format I5,I2 oder 6 Zahlen im
Format 6I1. (wenn hier noch jemand richtiges FORTRAN versteht.
An der Ecke wäre also etwas Hellseherei angesagt, oder Kenntnis des
Programm das diese Zahlen produziert hat.
Wer sich das mal anschauen will:
http://computermuseum.informatik.uni-stuttgart.de/virtuell/ibm1130.mp4
Grüßle
Klemens