Post by Rolf BombachBemerkenswert ist insbesondere das Massenaussterben der Firmen, die
Supercomputer gebaut haben. Control Data, Convex, Cray, Floating point
systems, Thinking Machines und viele mehr. Der eine oder andere Name
wurde weiterverkauft.
Cray gibt es immer noch, zumindest immer noch in einer mehr oder weniger
direkten Linie.
Post by Rolf BombachGrund war, dass eine im Chipdesign eher hilflose Firma sich erdreistet
hatte, ziemlich dumme Homecomputer-CPUs auf Supercomputer-Speed zu
frisieren. Ein Pentium-III war halt schneller als eine Cray-YMP zu
rund 1/1000 vom Preis.
Das war definitiv anders.
Mainframes waren spätestens mit dem Erscheinen der VAX
unter schwerem Beschuss, weil die einfach ein besseres
Preis/Leistungsverhältnis hatten und auch einfacher zu bedienen
waren als die IBM-Großhobel.
Die Crays und ihre Kollegen (Fujitsu, NEC etc - ich selber habe
damals auf einem Fujitsu VP gearbeitet) waren auch Mainframes,
aber die hatten Floating-Point-Pipelines und konnten pro Pipeline
und Taktzyklus ein Floating-Point-Resultat liefern. Und sie
hatten auch Vektorregister zum Zwischenspeichern und die
benötigte Speicherbandbreite. Und sie hatten für die Vektor-
Operationen keinen Cache - die Speicher waren damals noch nicht
so viele Taktzyklen weit weg wie heutzutage, es machte durchaus
Sinn, ein Vektorregister mit 64 Einträgen direkt aus dem
Hauptspeicher zu laden, ein 64-bit Wort pro Zyklus.
Damit waren sie immer noch viel schneller als jede VAX, und
sie hatten auch mehr Hauptspeicher, der sich dann natürlich
über verschiedene Benutzer amortisierte.
Tja, und dann kam die RISC-Revolution. Plötzlich war es
ziemlich einfach, einen performanten Prozessor mit ca. 0.7
Integer-Instruktionen pro Zyklus zu entwerfen, und viele Leute haben
das auch gemacht. IBM hatte sowas schon früher als alle anderen
(der 801), aber (stak verkürzt) die saßen auf der Entwicklung,
weil sie ihren eigenen Mainframes nicht das Wasser abgraben wollten.
Und die Workstations mit RISC-Prozessoren haben das
Preis/Leistungsverhältnis ordentlich durchgerüttelt, die waren
auf einemal deutlich effizienter (vor allem wenn man Tage und
Wochen auf das Loslaufen eines Jobs auf dem Vektorrechner
gewartet hat... dann doch lieber die eigene Workstation, sei
es von HP, IBM, Sun, Alpha oder eine MIPS-Kiste). Und
die Workstations haben nebenbei die Minicomputer verdrängt.
Aber Intel hatte auf dem PC-Markt die größeren Stückzahlen
und konnte irgendwann den Pentium Pro auf den Markt bringen, der
konnte dann auf einmal Out Of Order, und die in-order RISC- Chips
sahen auf einmal alt aus. Was die Workstations noch eine Weile
gerettet hat, war die abgrundtief langsame Arithmetik des 80x87.
Aber das war dann auch vorbei, und die Workstation-Firmen
konnten mit den x86-Prozessoren genauso wenig mithalten wie die
Minicomputer-Hersteller mit den Workstation-Herstellern zehn
Jahre vorher.
Und die Crays? Wurden unwirtschaftlich, spätestens als es
Multiprozessor-RISC-Maschinen gab. Und heute schafft jeder
Desktop-PC eine Anzahl von FP-Operationen pro Zyklus, bei
denen Seymour Cray blass geworden wäre vor Neid, aber die
Zahlen müssen dann schon aus dem Cache kommen, sonst wartet
sich der Prozessor die Beine bzw. die Pins in den Bauch.