Post by Arno WelzelWenn die ÖR ihr Angebot verschlüsseln würden, wäre es kein "öffentlicher
Rundfunk" mehr bzw. sie müssten dann logischerweise auch jedem Bürger
mit deutscher Staatsangehörigkeit einen Schlüssel geben.
Es geht nicht um "öffentlichen Rundfunk", der gar nicht definiert ist.
Es geht um die Organisationsform der öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten, die manchmal ein Unternehmen und manchmal eine Behörde
sein wollen, je nach Nutzen für ihre eigenen Interessen und ohne die
Pflichten aus der jeweiligen Form wahrnehmen zu müssen.
Post by Arno WelzelNein, meiner Ansicht nach gehe ich davon aus, dass fast alle
Gebührenzahler auch eine Nutzungsmöglichkeit haben.
Fast alle bedeutet nicht alle. Fast alle Deutsche haben ein Auto. Warum
zahlen nicht alle eine Kfz-Steuer? Fast alle Deutsche haben Kinder.
Warum erhalten nicht alle Deutsche Kindergeld? Diese Diskussion ist
genauso alt.
BTW die Anzahl der Deutschen, die eine Nutzungsmöglichkeit haben, nimmt
derzeit deutlich ab. Und die, die die Dienstleistungen der
öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten nutzen, nimmt noch deutlicher ab.
Post by Arno WelzelPost by Ralf KieferEr muß einfach zahlen, und zwar in seiner Eigenschaft als
Wohnungsinhaber oder Haushaltsvorstand. Selbst wenn die Sendeanstalten
ihren Sendebetrieb vollständig einstellen würden, wäre diese
Haushaltsabgabe fällig.
Nein, denn gezahlt wird für den Sendebetrieb.
Warum müssen manche Menschen in Deutschland nur 20% oder weniger einer
Haushaltzwangsabgabe bezahlen, andere wiederum 300% und mehr? Zahlen die
alle für denselben "Sendebetrieb"? Warum liegt da Faktor 15 und mehr
dazwischen?
Nein, gezahlt wird mit stetig steigendem Anteil für die Pensionskosten
der ehemaligen Rundfunkmitarbeiter inkl. der Behördenleiter, die sich
selbst Intendant nennen. Gezahlt wird außerdem für immer unsinnigere
Angebote der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die schon lange über
den Auftrag hinausgehen, den sie eigentlich(!) haben.
Den tatsächlichen "Sendebetrieb" bezahlen die Nutzer vermehrt über
andere Rechnungen, z.B. Kabelnetzzugang. Ein ordentlicher Sendebetrieb
enthielt "damals" den Betrieb von LW-, KW-, MW- und UKW-Sendern für den
Rundfunk und eine terrestrische Ausstrahlung des Fernsehprogramms. Wo
gibt's das heute noch? Zur Entkräftung kannst Du gerne eine
Kostenaufstellung liefern, die gestern, heute und morgen die Kosten für
die verschiedenen Wege des Fernsehempfangs gegenüberstellt. Ich beginne
mit der Variante aus z.B. dem Jahr 1995: Kauf eines Fernsehgeräts je
nach den persönlichen Bedürfnissen hinsichtlich Bildröhrengröße und
-qualität. Auspacken, hinstellen, Antennen rausziehen, funktioniert für
alle Programme der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sowie aller
Kommerzsender. Auch Programme aus Nachbarländern waren in Grenznähe
empfangbar. Laufende Kosten: 0.00 DM für den Sendebetrieb zzgl.
23,80DM/Monat fürs öffentlich-rechtliche System. Rundfunk alleine bekam
man damals für 8,25DM/Monat. Jetzt Du: Wieviel Geld werde ich z.B. im
Jahr 2022 ausgeben müssen, bis ich die erste Sendung aus dem
öffentlich-rechtlichen Angebot nutzen kann?
Um die Nichtakzeptanz bei "modernen" Verteilnetzen zu umgehen, soll es
demnächst per Gesetz nur noch Rundfunkempfänger geben, die alternative
und deutlich teurere Empfangswege eingebaut haben müssen. Ist doch
schön, wenn so was überproportional teurer wird ohne einen erkennbaren
Zusatznutzen ;-)
Post by Arno WelzelDie Frage ist nicht, ob ÖR sein Angebot verschlüsseln sollte, sondern ob
man überhaupt einen ÖR haben will. In dem Moment, wo der ÖR sein Angebot
nur noch gegen Bezahlung individuell bereitstellt, ist es kein ÖR mehr,
sondern PayTV wie alle Anderen auch.
Bis im Jahr 2012, d.h. rund 60 Jahre lang, hatten wir in .de ein
Finanzierungskonzept für die öffentlich-rechtlchen Sendeanstalten, daß
der bezahlt hat, der das Medium Rundfunk oder Rundfunk kombiniert mit
Fernsehen genutzt hat. Über den Schwachsinn, der schon damals stattfand,
braucht man nicht weiter zu schreiben. Aber bis im Jahr 2012 konnte ich
mich frei entscheiden, ob ich dieses Medium nutze, oder ob ich dieses
Geld z.B. lieber in ein Zeitungsabonnement oder einen Kinobesuch
investiere. Und das soll nach solch einer langen "Probezeit" plötzlich
nicht mehr funktionieren?
Jetzt wird ein Teil meines Budgets zwangsweise für die Pensionen der
ÖR-Mitarbeiter abgezweigt. Das Thema "freie Entscheidung der
Mediennutzung" sieht für mich anders aus.
Ralf